Beim ordentlichen Parteitag der SPD Ansbach-Weißenburg-Gunzenhausen in Herrieden stand die kommende Landtags- und Bezirkstagswahl im Mittelpunkt. Die Direktkandidatinnen und -kandidaten aus dem Unterbezirk stellten sich und ihre Ziele für die Wahl im Oktober 2023 in Interviews vor.
Für den Landtag befragte die stellvertretende Unterbezirksvorsitzende Katharina Bucher den Weißenburger Kreisvorsitzenden Harald Dösel, der als Direktkandidat im Stimmkreis Ansbach-Süd/Weißenburg-Gunzenhausen antritt und auch für seine kurzfristig erkrankte Kollegin Kathrin Pollack sprach, die im Stimmkreis Ansbach-Nord kandidiert.
Der 49-jährige Dösel, der als Lehrer an der Berufsoberschule in Triesdorf tätig ist, hob neben seiner langjährigen SPD-Mitgliedschaft sein Engagement als Gewerkschafter und im Weißenburger Landkreisbündnis gegen Rechts hervor. Er kritisierte die bayerische Staatsregierung dafür, dass sie stets – und seit dem Regierungswechsel in Berlin noch verstärkt – auf den Bund schimpfe, anstatt selbst das zu tun, was in ihrer Verantwortung liegt. Die CSU habe oft versagt, beispielsweise bei der 10H-Regelung, die den dringend notwendigen Ausbau der Windkraft in Bayern praktisch zum Erliegen gebracht habe und nun vom Bund aufgehoben werden musste. Ähnliches gelte für den Bereich des bezahlbaren Wohnens, was dazu geführt habe, dass zahlreiche Wohnungen fehlen und die Mieten auch im ländlichen Raum für Normalverdiener oft kaum mehr erschwinglich seien. Dösels zentrales Thema ist die Bildungspolitik. Die Belastung im einseitig leistungsorientierten bayerischen Schulsystem habe während der Pandemie noch stark zugenommen. Um die immer vielfältiger werdenden Anforderungen bewältigen zu können, fordert Dösel einen Ausbau der Ganztagsschule sowie eine längere gemeinsame Lernzeit. Als anderes wichtiges Thema nannte er die Gesundheitspolitik – sie ist vor allem für Kathrin Pollack die zentrale Herzensangelegenheit. Harald Dösels Ziel ist es, ein enkeltaugliches Bayern zu gestalten. Das bedeute, Bayern zukunftsfähig zu machen und den Generationenzusammenhalt zu fördern. Der Fokus müsse hierbei auf den Kindern und Jugendlichen liegen, denn sie müssen eine gute Zukunft haben. Dazu müsse die Energiewende endlich in Bayern ankommen, der Freistaat müsse seine starke Abhängigkeit vom russischen Gas überwinden, es müsse genug bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden, und gerechte Löhne und Gehälter müssten garantieren, dass die jetzigen Kinder und Jugendlichen vor Altersarmut bewahrt werden.
Zur Wahl des mittelfränkischen Bezirkstags führte Petra Hinkl, SPD-Fraktionsvorsitzende im Ansbacher Kreistag, das Interview. Hier kandidiert die 41-jährige Rothenburger Gymnasiallehrerin Michaela Ebner für Ansbach-Nord, während in Ansbach-Süd/Weißenburg-Gunzenhausen der 31-jährige Notfallsanitäter Paul Pfeifer aus Gunzenhausen antritt.
Michaela Ebner möchte sich für die Menschen einsetzen, die selbst keine Lobby haben und oft von der Gesellschaft vergessen werden, beispielsweise für Menschen mit Behinderungen oder Suchtkranke. Hierfür biete der Bezirkstag als Sozialparlament vielerlei Themenfelder, in denen es noch einiges zu tun gebe, etwa im Bereich der psychischen Erkrankungen bei der Hilfe für ausgebrannte Eltern und alleinerziehende Mütter und Väter oder auch für Jugendliche, die durch die Isolation während der Pandemie verstärkt mit Essstörungen, Depressionen und Suizidgedanken zu kämpfen haben. Auch wenn ihr klar sei, dass die finanziellen Mittel nicht unendlich sind, fordert sie einen Ausbau des Krisendiensts in Mittelfranken. Positiv hob sie die Medienfachberatung im Bezirk hervor, in die sie sich gerade wegen ihrer beruflichen Erfahrung gut einbringen könne. Als eines ihrer zentralen Themen nannte sie außerdem den von Bezirkstagsvizepräsidentin Christa Naaß initiierten Runden Tisch „Sucht“.
Paul Pfeifer freute sich, dass ebenjene Christa Naaß ihn als ihren Stimmkreis-Nachfolger im mittelfränkischen Parlament vorgeschlagen habe. Die Bezirksebene, so stellte er fest, werde von den Bürgern oft am wenigsten beachtet. Durch seine intensive Beschäftigung mit den Zuständigkeiten des Bezirks hat er aber bereits eine Reihe von Anknüpfungsmöglichkeiten im sozialen Bereich erkannt, die sich aus seinem Beruf und seinen politischen Aktivitäten ergeben. Ein wichtiger Eckpunkt bei der psychiatrischen Versorgung ist für ihn eine ambulante Tagesklinik im Bezirksklinikum. Im gesamten Gesundheitswesen gelte es, eine Privatisierung zu verhindern. Wichtig sei außerdem die hoffentlich bald kommende Abschaffung der Fallpauschalen in den Kliniken.
Die Interviewerin Petra Hinkl merkte zum Ende an, dass die SPD mit diesem Team aus jungen, aber auch schon erfahrenen Kandidierenden sehr gut aufgestellt ist.